Seit 2009 hat sich Renate U. Schürmeyer immer wieder in ihren Arbeiten und Objekten thematisch der jüngsten Deutschen Geschichte genähert. Es sind unterschiedliche Werkgruppen entstanden, von denen in der St. Laurentius Kirche einige zu sehen sind.

In der Arbeit "Ostseefluchten" beschäftigt sich die Künstlerin mit der Thematik Flucht. Mindestens 189 Menschen sind bei ihrem Fluchtversuch aus der DDR über die Ostsee umgekommen. Die Arbeit basiert auf den Forschungen des Vereins "Über die Ostsee in die Freiheit e.V." Fotos der Ostsee mit den vermuteten Todesdaten zusammen - bzw. mit dem Stempel UNBEKANNT - lassen den einzelnen Ertrunkenen zwar weiterhin anonym bleiben - er ist einer von vielen - und gleichzeitig gibt es den Versuch, ihm ein individuelles Gedenken zu setzen. Ebenso wird durch die Art der Präsentation die Anzahl visualisiert.

Die Arbeit "Fragmente" bittet um Teilnahme, den schon begonnenen Diskurs der Erinnerung fortzusetzen, zu erzählen, aufzuschreiben. Die Aussagen sind konträr, unkommentiert und stehen für einzelne Gespräche. Hinter der Geschichte stehen viele persönliche Geschichten, die manchmal kaum mehr vorstellbar erscheinen, aber die es zu dokumentieren gilt, bevor sie hinter einem Gesamtgeschichtsbild in Vergessenheit geraten.

Die Kraft der Brombeere war schon 2010 in der Ausstellung "Ortszeit" in Tarnewitz Thema von R. Schürmeyer. Auch hier in der St. Laurentius Kirche steht dieses Rosengewächs nicht nur als Symbol für Leid und Schmerz, sondern ebenso für die Hoffnung, Beton zu brechen. Das Gefühl der Enge, der Begrenzung, des Eingesperrtseins, sowie die Möglichkeit der Freiheit allgemein, aber auch der ganz persönlichen, spiegeln sich in den Arbeiten.

Golden Peanuts
Die Arbeit entstand 2011 während eines Reisestipendiums nach Virginia (USA). Virginia ist ebenso wie Georgia Hautanbaugebiet von Erdnüssen. Jimmy Carter übernahm 1953 Erdnuss- und Baumwollplantagen seines Vaters und wurde zu Zeiten des Ost-West-Konfliktes zwischen 1977 und 1981 der 39. Präsident der USA. Das Wort Peanuts bezeichnet auch unbedeutende Geldsummen und hat seit der Insolvenz des Immobilienunternehmers Jürgen Schneiders im Jahr 1994 eine doppelte Bedeutung bekommen. Die Deutsche Bank bezeichnete die Summe von 50 Millionen DM als Peanuts.

Weit oben im Kirchenschiff platziert, wirken die goldenen Erdnüsse wie ein fernes Sehnsuchtsobjekt. Doch jede einzelne vergoldete Erdnuss ist an einem Faden gehängt und durch den dunklen Hintergrund wird sichtbar, welch engen Raum die Gesamtheit dieser Fäden bildet.